Jana Schlosser – Podcast – #22 Beschnittzugabe

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#22 Beschnittzugabe

Oder: Darf’s ein bisschen mehr sein?

Ich ste­he auf dem Markt am Stand mit fran­zö­si­schem Käse und möch­te „Wil­den Bernd“. Die Ver­käu­fe­rin nickt und geht dar­an, den Käse anzu­schnei­den. Dazu legt sie das Mes­ser an, schaut zu mir, ob ich denn auch gucke und dann kommt sie, die Fra­ge aller Fra­gen aller Händ­ler: Und, darf’s ein biss­chen mehr sein?

Lächelnd nicke ich. Wie immer. Und ein biss­chen grin­se ich auch in mich hin­ein, denn habe ich jemals nein gesagt? Kann mich nicht erinnern.

Und im nächs­ten Moment mache ich inner­lich einen klei­nen Ver­gleich: beim Käse wird der äuße­re Rand nicht weg­ge­schnit­ten. Es wird alles ver­kauft, samt Rin­de oder was auch immer der Rand gera­de ist. Beim Flei­scher wie­der­um wird der Anschnitt, meist eine aus­ge­frans­te, nicht ganz glat­te Kan­te, weg­ge­schnit­ten. Und gesam­melt etwas bil­li­ger verkauft.

Beschnitt? Anschnitt? Wegschnitt?

Hal­lo und herz­lich will­kom­men in einer neu­en Epi­so­de von SNACKABLE – häpp­chen­wei­se Gra­fik­tipps. Mein Name ist Jana Schlos­ser und ich bin Kom­mu­ni­ka­ti­ons­de­si­gne­rin und bera­ten­de Gestalterin.

Den Anschnitt gibt’s nicht nur bei Lebens­mit­teln. Es ist auch ein ganz nor­ma­ler Bestand­teil der Pro­duk­ti­on von Druck­sa­chen. Und wenn du ihn nicht kennst, dann kann es pas­sie­ren, dass dein so lie­be­voll gestal­te­ter Fly­er oder die Post­kar­te oder auch die Visi­ten­kar­te, das Buch, die Bro­schü­re an den Rän­dern soge­nann­te Blit­zer hat.

Fol­gen­des pas­siert: Du gestal­test dir dei­ne Druck­sa­che und inte­grierst dahin­ein auch Bil­der oder Gra­fi­ken oder auch far­bi­ge Flä­chen, die genau bis zum Außen­rand gehen. Bis an die Kan­te sozu­sa­gen. Bei der Pro­duk­ti­on wird auf groß­for­ma­ti­gen Papie­ren gedruckt, die dann im Pro­duk­ti­ons­pro­zess irgend­wann auf das tat­säch­li­che For­mat beschnit­ten wer­den. Ent­spre­chend der Auf­la­gen­hö­he wer­den vie­le Blät­ter über­ein­an­der gelegt und zum Schluss gleich­zei­tig auf das end­gül­ti­ge For­mat beschnit­ten. Da ist es natür­lich rein phy­sisch nicht mög­lich, immer alle bis aufs „my“ genau aus­zu­rich­ten. Die lie­gen halt auch mal ein klit­ze­klei­nes­biss­chen ver­setzt. Und schon ist die Schneid­kan­te nicht mehr abso­lut exakt am For­mat und es ent­ste­hen Rän­der (die soge­nann­ten Blitzer).

Aus die­sem Grund gibt es die soge­nann­te Beschnitt­zu­ga­be. Du legst dein Doku­ment in dei­nem Gra­fik­pro­gramm im exak­ten End­for­mat an und gibst zusätz­lich eine Zuga­be von 1 mm bis 5 mm Beschnitt hin­zu. Alle Objek­te, die in der Gestal­tung bis an die Außen­kan­te gehen, müs­sen jetzt über die­sen Rand hin­aus noch wei­ter­ge­zo­gen wer­den. Die Grö­ße die­ser Beschnitt­zu­ga­be ist abhän­gig von der Dru­cke­rei und ihrer Tech­no­lo­gie. Es ist also wich­tig, dir vor­her die ent­spre­chen­de Infor­ma­ti­on vom Her­stel­ler zu holen.

Wenn es jetzt mal klit­ze­klei­ne Abwei­chun­gen gibt, dann wer­den die nicht mehr sicht­bar, da ja dei­ne Gra­fi­ken und Bil­der noch über den Rand hin­aus ange­legt sind.

Die Beschnitt­zu­ga­be muss dann natür­lich vor der Daten­ab­ga­be bei der Dru­cke­rei in dei­ner Druck­da­tei mit ange­ge­ben wer­den. Übli­cher­wei­se wer­den PDF-​Dateien zur Daten­über­tra­gung genutzt und hier ist es ganz ein­fach mög­lich, den Beschnitt exakt anzugeben.

Ha, ich drucke ja gar nicht. Alles online!

Hm, ja, wir wol­len Res­sour­cen spa­ren und über­le­gen inzwi­schen sehr genau, ob gedruckt wird oder Infor­ma­tio­nen online ver­sen­det wer­den. Hier ent­steht jetzt ein ganz ande­res Problem.

Du ver­sen­dest dei­nen schön gestal­te­ten Fly­er an eine poten­zi­el­le Kun­din und die fin­det den so infor­ma­tiv, dass sie auf „dru­cken“ drückt und ihn für sich und ihre Unter­la­gen ausdruckt.

Beim Aus­dru­cken an einem DIN A4 Dru­cker oder Kopie­rer ist der Anschnitt abge­schnit­ten. Er spielt sozu­sa­gen kei­ne Rol­le, denn alle Dru­cker haben werk­sei­tig ein­ge­stellt einen wei­ßen Außenrand.

Die wei­ßen Rän­der eines Dru­ckers oder Kopie­rers betra­gen meis­tens rechts, links und oben 4 mm und unten 9 mm.

Aus die­sem Grund ist es schlau, wenn du dir schon im Vor­feld dei­ner Gestal­tung dar­über im Gedan­ken machst, die die Wei­ter­ver­ar­bei­tung und Nut­zung dei­ner Druck­sa­che ist.

Soll sie online ver­sen­det wer­den und dann eben u.U. aus­ge­druckt, dann lege Bil­der und Gra­fi­ken oder auch far­bi­gen Hin­ter­grün­de immer unbe­dingt so an, dass

– sie ent­we­der gar nicht bis an die Außen­kan­te gehen (und du den Dru­cker­rand ein­kal­ku­lierst), oder
– es bei der Gestal­tung uner­heb­lich ist, ob der Rand auch ein­fach weiß bleibt. Dann dür­fen wich­ti­ge Infor­ma­tio­nen und gra­fi­sche Ele­men­te nicht zu weit an der Außen­kan­te posi­tio­niert werden.

Fazit

In mei­ner Arbeit über­le­ge ich mit mei­nen Kun­din­nen immer sehr genau im Vor­feld, was sie für ihr Unter­neh­men wirk­lich benö­ti­gen und ob sie Druckerzeug­nis­se nut­zen wol­len oder online-​Materialien ver­sen­den. Die­se Vor­ab­über­le­gun­gen sind für die pro­fes­sio­nel­le Qua­li­tät sehr wichtig.

Mehr über mich und mei­ne Ange­bo­te fin­dest du auch auf mei­ner Web­site: www​.jana​schlos​ser​.de. Und natür­lich kannst du dich auch ein­fach an mich wen­den, wenn du Fra­gen hast. Ent­we­der du trägst dich zu einem kos­ten­frei­en Gespräch in mei­nem online-​Kalender ein oder du sen­dest mir eine E‑Mail: grafik@​janaschlosser.​de 

Spoiler für die nächste Woche:

Weißt du eigent­lich, dass auch im Kom­mu­ni­ka­ti­ons­de­sign das The­ma Bar­rie­re­frei­heit immer wich­ti­ger wird? Was das bedeu­tet und wie du dei­ne Web­site bar­rie­re­frei machen kannst, das erzäh­le ich in der nächs­ten Episode.

Bis dahin, bleib neu­gie­rig.
Dei­ne Jana

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