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#40 Schriften richtig auswählen
Eine Orientierung im Dschungel der Möglichkeiten
„Schrift ist das Kleid der Sprache.“
Das sagte Erik Spiekermann (Deutscher Grafiker und Typograf). Als ich dieses Zitat zum ersten Mal hörte, musste ich lächeln. Stimmt irgendwie. Schriften haben Charakter. Mal sind sie traditionell, mal illustrativ, mal futuristisch und manchmal echt konservativ. Und sie haben Eigenschaften: plakativ, laut, leise, anziehend, abstoßen, leserlich und manchmal auch unleserlich.
Doch eins eint irgendwie alle Schriften: Sie werden nicht gesehen. Denn was wir wahrnehmen, ist der Inhalt, den sie uns darbieten. Aber wie sie diesen Inhalt präsentieren, das bemerken wir kaum bewusst.
Ist es also egal, welche Schrift du wählst, um die Inhalte deiner Website zu präsentieren? Oder deines Buches? Oder in der Präsentation oder, oder.
Willkommen zu einer neuen Episode von SNACKABLE – häppchenweise Grafiktipps. Mein Name ist Jana Schlosser und ich bin gestaltende Beraterin und Grafikdesignerin. Und meine ganz große Liebe gilt der Typografie oder anders ausgedrückt: dem Umgang mit Schrift. Und da ich die so liebe, sehe ich nicht nur die Lebendigkeit der verschiedensten Schriften und ihrer Charaktere. Sondern leider auch viele, na, ich will mal sagen: No-goes.
Wonach wählt man eigentlich eine Schrift aus?
Bevor ich dir gleich verschiedene Wege zum Schriften auswählen erkläre, nimm dir kurz Zeit und schau dir Schriften in verschiedenen Medien an. Nimm dir z.B. ein Fachbuch, eine Zeitung, einen Roman, eine Zeitschrift und eine Website. Und achte einfach nur auf die Form der dort verwendeten Schriften. Denn wie zu Anfang gesagt, bemerken wir bewusst gar nicht, ob die Schrift dick, dünn, linear, verschnörkelt oder mit Serifen ist (Serifen sind diese Häkchen an den Strichenden.).
Im Allgemeinen werden Romane mit Serifenschriften gesetzt, Überschriften in Tageszeitungen groß und fett. Plakate oder Medien, die nur sehr wenig Text enthalten, werden oft mit extrem ungewöhnlichen Schriften versehen. Fakt ist: es gibt tausende verschiedene Schriften, die viele verschiedene Eigenschaften transportieren.
Fünf Aspekte, die du in deiner Schriftwahl beachten solltest
Die Schriftanmutung oder ihr Charakter und die Assoziationen
Zuallererst solltest du dir bewusst machen, wofür du die Schrift nutzen willst – Website und Corporate Design oder – Buch
Als Nächstes überlege, wie die Schrift aussehen soll? – traditionell, zeitgemäß oder futuristisch – robust und fett oder zart und elegant – warm und freundlich oder kühl und konstruiert – spielerisch, ernst, laut oder leise – einzigartig oder gewöhnlich
Außerdem können Schriften mit Assoziationen verknüpft werden. Welche sollen das sein? – soll sie mit einem Ort oder einer Landschaft assoziiert werden? – oder mit einer bestimmten Zeitepoche? – oder mit bestimmten Personen, Bevölkerungsgruppen oder Organisationen?
Die Wirkung einer Schrift ist groß. So wird eine Comicschrift eher mit Kindern in Verbindung gebracht als mit einem Architekturbüro. Und eine Schreibmaschinenschrift versinnbildlicht eine Zeitepoche vor dem Computer. Und doch ist es wichtig, nicht zu vordergründig zu wählen und Klischees zu bedienen. Leider gleichen sich heute Erscheinungsbilder immer mehr an. Besonders bei der Gestaltung deiner Marke darfst du gerne individuell auftreten.
Kurz zu den wichtigsten Schriftkategorien
Antiquaschriften sind Druckschriften, die bereits aus dem traditionellen Bleisatz stammen und oft Jahrhunderte alt sind. Sie werden meist für Fließtexte verwendet und wurden aus Schreibschriften entwickelt. Deshalb haben die Buchstaben sogenannte Serifen. Sie sind auch heute noch die meistverwendeten Schriften im Buchsatz. Von Hause aus bringt dein Computer z.B. die Garamond, Times oder Bookman mit.
Erst im 19. Jahrhundert entwickelten sich die sogenannten Linearantiquaschriften. Diese sehen konstruierter aus und haben extrem betonte Serifen.
Und dann gibt es noch die sogenannten Groteskschriften, die kommen gänzlich ohne Serifen aus und entstanden im Prinzip erst im 20. Jahrhundert. Klassiker sind hier die Helvetica, Arial oder auch die Bauhausschrift Futura.
Weitere Kategorien sind z.B. Schreibschriften, gebrochene Schriften oder Symbolschriften.
Schau noch einmal kurz zurück auf deine Ziele: Geht es um ein Buch oder viel Lesetext, dann sollte die Schrift entsprechend eine gut lesbare sein. Geht es um Blickfang und wenig Text, darf sie auch ausgefallen daherkommen. Webschriften müssen auch lesefreundlich gewählt werden. Allerdings werden Websites mit den Augen eher gescannt, als gelesen. Hier ist die Form der Buchstaben wichtiger. Z.B. sollte der Großbuchstabe “I” nicht mit dem Kleinbuchstaben “l” verwechselt werden können.
Ein Blick auf die Schriftanwendungen
Schriften sind nicht nur in ihrer Form außerordentlich vielfältig, sondern auch in ihren sogenannten Schnitten. So wird eine Jugendstilschrift oder auch eine Schreibschrift eher nur ein oder zwei verschiedene Varianten haben, z.B. regualar und fett oder kursiv. Im Gegensatz dazu gibt es Schriften mit 18 oder mehr Varianten, z.B. von schmal über normal bis hin zu extrabreit oder von extra fein bis extra fett.
Und dann gibt es auch noch Schriften, wie z.B. professionelle Schreibschriften, die wiederum über eine Vielzahl von verschiedenen Ligaturen und Alternativbuchstaben verfügen. Hier kommt es schlichtweg darauf an, welchen Zweck deine Schrift erfüllen muss.
Ein weiterer Blick gilt dem Zeichenumfang
Noch ein Punkt, den du bei der Schriftwahl beachten solltest, ist der Zeichenumfang. Eine Schrift kann 100 Glyphen (Buchstaben) enthalten oder aber auch zehntausende. Verständlicherweise solltest du vorher prüfen, wie umfangreich die benötigte Zeichenauswahl sein soll. Z.B. ist bei mehrsprachigen Anwendungen eine größere Anzahl von Buchstaben mit Akzenten nötig. Achte dabei auch auf die passenden Währungs- und Satzzeichen.
Wo aber nun Schriften finden?
Da du im Internet praktisch in wenigen Sekunden tausende Schriften finden kannst, ist es besser, du richtest dein Augenmerk auf die großen Anbieter.
https://www.fontsquirrel.com/ und https://fonts.google.com/ bieten vielfältige Möglichkeiten der gezielten Schriftsuche nach bestimmten Kriterien und sind praktisch kostenfrei.
Viele sehr gute lizenzierte Schriften findest du in sogenannten Foundrys, z.B. https://www.myfonts.com/. Lizenzierte Schriften haben den Vorteil, dass sie nicht von tausenden Nutzern verwendet werden, da sie bezahlt werden müssen. Du kannst hier also mit mehr Individualität punkten.
Zu guter Letzt noch die Fontformate
Es gibt hauptsächlich drei verschiedene technische Fontformate: auf dem Desktop und zum Buchdruck benötigst du .ttf- oder .otf-Schriften. Für den Einsatz als Webfont ist heute das .woff-Format üblich. Es gibt durchaus Möglichkeiten der Konvertierung dieser verschiedenen Fontformate. Allerdings solltest du vorab die Lizenzbestimmungen prüfen, da Desktopschriften meist ausschließlich für Desktop-Anwendungen lizenziert sind und nicht einfach so für Websites genutzt werden dürfen.
Puh – ganz schön viel Input zum Thema Schriften auswählen
Noch einmal kurz zusammengefasst: Bevor du dich auf die Suche nach einem passenden Schriftfont machst, überlege dir:
– Wofür soll die Schrift genutzt werden? Buch oder Web
– Welche Anmutung sollte sie ausstrahlen?
– Zu welcher Schriftkategorie zählt diese Anmutung?
– Enthält die Auserwählte genug Anwendungsmöglichkeiten? Kursiv, fett, fein, schmal, breit …
– Ist der Zeichenumfang der Auserwählten ausreichend bis vollständig?
– Hat die Schrift das richtige Fontformat?
Und jetzt drei wirklich ultimative Grafik-Tipps:
- Schrift macht etwas mit deinen Texten. Sie ist die Kleidung deiner Texte. Wähle sie deshalb bewusst aus.
- Trau dich, unkonventionell zu sein. Höre auf dein Bauchgefühl. Denn gerade im Corporate Design, also in der Markengestaltung, spielt die Typografie eine wichtige Rolle. Schrift darf schön sein.
- Achte auf Qualität. Lieber einmal gekauft, als mehrfach gewechselt. Wie überall im Leben, gibt es auch bei der Qualität von Schriften enorme Unterschiede.
Hast du Fragen?
Wie zu Beginn der Episode kurz angedeutet, liebe ich Schrift und Typografie. Und ich durfte in meinen 20 Jahren Selbstständigkeit wirklich viele Corporate Designs, Bücher und Websites gestalten. Wenn du lieber professionelle Unterstützung suchst, dann sprich mich an. Kontaktinformationen oder auch die Buchung eines kostenfreien Erstgesprächs findest du auf meiner Website: www.janaschlosser.de
Spoiler für die nächste Episode
In der nächsten Episode gehe ich auf die Frage einer Kundin ein: Was musst du beachten, wenn du ein eigenes Buch gestalten und veröffentlichen willst.
Bis dahin, sei neugierig,
deine Jana
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