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#29 Bleiwüste
über nicht formatierte Texte und die optisch schwer verdauliche Wörterflut
Bleiwüste. In der Natur gibt es keine Bleiwüsten .
In der Natur gibt es Blei. Plumbum. Ein blaugraues, an frischen Schnittstellen silberhell glänzendes, dehnbares Schwermetall, das sich walzen, pressen und gießen lässt. Zum Beispiel zu Lettern – Buchstaben, mit denen man Texte vervielfältigt. So wie es im Buchdruck früher üblich war.
Ebenfalls in der Natur gibt es die Wüste. Ein vegetationsarmes, einsames Gebiet auf der Welt. Entweder verursacht durch Trockenheit (klassisch die Wüste) oder durch fehlende Wärme (die Eiswüste).
In diesem Sinne wird das Kunstwort „Bleiwüste“ doch erklärbar: trockene Texte, lieblos und ohne jeden optischen Reiz aneinander gereiht, wie wir sie z.B. in den „Informationsheften der Oberfinanzdirektion zur angeratenen Einhaltung fiskalischer Durchführungsverordnungen“ antreffen.*
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode von SNACKABLE – häppchenweise Grafktipps. Mein Name ist Jana Schlosser und ich bin Kommunikations-Designerin und beratende Gestalterin. Und ich bin ich gelernte Schriftsetzerin und hatte in meinem frühen beruflichen Leben mit Blei und Lettern zu tun.
Aber die Bleiwüste, die musste ich nicht durchlaufen. Zum Glück.
Und: Sind deine Texte gut lesbar?
Lesbare Texte sind gut gestaltete Texte. Deshalb spreche ich hier heute über schlecht formatierte Texte und die optisch schwer verdauliche Wörterflut – den sogenannten Bleiwüsten.
Es gibt ein paar Grundsätze, die in jeder Textgestaltung eingehalten werden müssen. Müssen als Imperativ deshalb, denn wir werden immer stärker so sehr überflutet mit Informationen. Und dabei müssen wir so viel schneller Informationen aufnehmen. Und haben gleichzeitig immer weniger Zeit, um uns auf lang ausgerollte Inhalte einzulassen.
Doch es gibt gestalterische Möglichkeiten:
Mit diesen drei wichtigsten Parametern sorgst du für gut lesbare Texte:
1. Ordnung und Struktur
–> Überschriften, Unterüberschriften, Zitate, Diagramme, Illustrationen, Bilder … praktisch alles, was lange Texte visuell unterbricht, hilft die Lesbarkeit zu erhöhen.
2. Typografie
–>typografischen Einfluss auf die Lesbarkeit eines Textes haben mehrere Aspekte:
Die Satzbreite (d.h. die Länge der einzelnen Zeilen) –> je kürzer die Zeilenlänge (z.B. auf dem Smartphone), desto kürzer ist die Aufmerksamkeitsspanne des Rezipienten. Auch bringen kurze Zeilen deutlich mehr Trennungen hervor, was unerwünscht ist. Die max. Anzahl von Trennungen untereinander ist vier. Bei kurzen Satzbreiten sollte möglichst Flattersatz anstelle von Blocksatz genutzt werden, damit die Abstände zwischen den Wörtern nicht zu stark differieren. –> Zu große Zeilenlängen sind erfahrungsgemäß lese hemmend, da die Augen beim Zeilenwechsel durchaus den Anschluss verlieren können. Sobald nicht nur die Augen, sondern der Kopf beim Lesen bewegt werden muss, ist die Zeilenlänge definitiv zu lang.
Die Schriftwahl –> Da sich heute in der Lesetypografie die Schriftwahl völlig dem Inhalt unterordnet, steht die Lesbarkeit der Schrift an vorderster Stelle. Hier spielt es auch eine Rolle, in welcher Sprache der Text gesetzt ist. –> Günstig ist immer die Wahl einer Schrift mit Schriftfamilie, d.h. verschiedene Schnitte in kursiven und fetten Ausführungen. –> Als Richtlinie für eine gute Lesbarkeit von langen Texten gilt insbesondere der Grauwert (also die Wirkung der gesamten Textfläche bei leicht geschlossenen Augen). Je heller der Grauwert, desto besser ist der Text lesbar.
Die Schriftgröße –> Schriftgrößen sind relativ. Es gibt zwar das einheitliche Punkt-System, aber die Wirkung der verschiedenen Schriften hängt von der Höhe der Mittellänge und ihrer optischen Wirkung ab. Auch hier spielt der Grauwert als Bemessung eine große Rolle. –> Schrift ist nicht gleich Schrift! Lesbarkeit, Tipps und Tricks nützen alles nix, da es eine babylonische Vielfalt an Schriften gibt. Pauschale Empfehlungen sind gut gemeint, aber leider nicht sehr hilfreich. Das geübte Auge eines Typografen ist an dieser Stelle tatsächlich die beste Empfehlung. Ansonsten hilft nur probieren.
Der Zeilendurchschuss –> Für den Abstand zwischen den Zeilen, Durchschuss genannt, gilt: je länger die Satzbreite, desto wichtiger ist ein größerer Abstand dazwischen. –> Der Zeilendurchschuss beeinflusst maßgeblich den Grauwert und somit die Lesbarkeit eines Textes.
3. Weißraum
–> Das Auge braucht Raum! Ruhe, Stille, Platz. Wie auch immer. Unsere Lesegewohnheit hat sich heute radikal verändert. Wir scannen immer mehr und lesen immer weniger. Vor allem an Bildschirmen. Deshalb sollte alles immer so kurz wie möglich gehalten werden. Der Weißraum hilft unseren Augen bei der Orientierung. Und ist deshalb immens wichtig.
Zusammengefasst
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesen Tipps helfen, deinen Blick auf die Gestaltung deiner Texte zu verfeinern. Denn Bleiwüste will ja niemand. Da fällt mir ein: Blei als Metall ist giftig. Und es gab unter den Schriftsetzern früher häufig die sogenannte Bleikrankheit: Lähmung der Nerven, Stuhlverstopfung, Gelenkschmerzen und Gicht. Jedenfalls habe ich in der Zeit meiner Arbeit als Akzidenzsetzerin täglich Milch trinken sollen und müssen.
Brauchst du Unterstützung bei der Gestaltung deiner Texte. Sprich mich an!
Spoiler für die nächste Woche
Und zum Schluss der Spoiler für die nächste Woche: Es geht um Weihnachten und Jahreswechsel und diverse Möglichkeiten der offline-Kundenansprache. Oder noch eher: Kundenbindung. Was kannst du tun? Das erzähle ich dir in der nächsten Episode.
Bis dahin, bleib neugierig.
Deine Jana
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