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#18 Mehrsprachigkeit darstellen
Typografische Tipps
Viermal im Jahr habe ich die wunderbare Aufgabe eine 40-seitige Zeitschrift zu gestalten. Das Kunstmagazin „ArtLight“ veröffentlicht Highlights der Licht-Kunst-Szene aus der ganzen Welt und → ist zweisprachig. Deutsch und Englisch. Stellt diese Mehrsprachigkeit eine gestalterische Herausforderung dar?
Inhaltlich identische Texte in zwei verschiedenen Sprachen zu setzen ist kein Hexenwerk, wenn man ein paar typografische Regeln kennt und bewusst in der Gestaltung einsetzt. Und das gilt nicht nur für Zeitschriften oder einzelne Artikel, sondern für alle zwei- oder mehrsprachig gedruckten Medien, also auch Bücher, Flyer, Etiketten etc.
Willkommen in einer neuen Episode von SNACKABLE – häppchenweise Grafiktipps. Mein Name ist Jana Schlosser und ich bin beratende Gestalterin und Kommunikationsdesignerin.
Fremdsprachensatz in gedruckten Medien
Warum gedruckte Medien? Na ja, weil eine Website tatsächlich nicht zweisprachig auf einen Streich erscheint. Hier gibt es bei Mehrsprachigkeit immer die Wahl zwischen mehreren Seiten in unterschiedlichen Sprachen. Doch ein paar der folgenden Regeln sollten auch dort Verwendung finden, wenn es um Anordnung und Gestaltung von Texten geht.
Die wichtigste Erkenntnis zuerst: Jede Sprache hat ihre eigene Länge. Damit will ich sagen, dass Deutsch z.B. deutlich viel mehr Wörter und auch Satzzeichen verwendet als beispielsweise Englisch. So Phi x Daumen kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass die englischen Texte etwa ein Drittel kürzer sind als die deutschen. Stelle ich die Texte in zwei nebeneinander stehenden Spalten dar, dann ist der englische Text also viel kürzer.
Noch verrückter wird es, wenn dann noch arabische oder asiatische Schriften hinzukommen. Da wird vieles sehr eckig bzw. kann schon auch mal von rechts nach links laufen.
Mehrsprachige Texte – wie verbessere ich deren Lesbarkeit?
Um die Lesbarkeit der Textstruktur zu verbessern, bietet sich bei einem mehrsprachigen Text eine typografische Unterscheidung an. Am einfachsten ist die Verwendung von zwei unterschiedlichen Schriften bzw. Schriftschnitten. Z.B. indem ich die eine Sprache in Helvetica Regular, also dem ganz normalen Schriftschnitt, und die andere Sprache dann in Helvetica Italic setze. Eine wunderbare Möglichkeit durch Typografie das Lesen bzw. die Orientierung auf der Seite zu erleichtern. Genauso funktioniert es natürlich auch mit zwei sehr grundsätzlich verschiedenen Fonts, Schriftarten. Das ist allerdings eine gestalterische Herausforderung, die viel Fingerspitzengefühl braucht. Würde ich so erst einmal nicht empfehlen.
Warum unterschiedliche Schriftschnitte?
Darin verbirgt sich ganz heimlich der zweite Trick. Es ist praktisch immer so, dass kursive Schriftschnitte enger oder schmaler laufen als normale gerade Schriftschnitte. Wenn ich einen deutschen Text in kursiv setze und den englischen daneben in Regular, gleichen sich die Texte von ganz alleine in ihrer Länge aneinander an. Also eine wunderbare Möglichkeit das Problem mit den verschiedenen Längen auszugleichen.
In meiner anfangs erwähnten Kunstzeitschrift, der ArtLight, habe ich dann zusätzlich die Spaltenbreite des englischen Textes reduziert und konnte damit die verschiedenen Sprachen noch mehr einander angleichen.
Nebeneffekt verschiedener Schriftschnitte ist zusätzlich, dass der Leser sehr schnell auf visuellem Weg zwischen den Sprachen unterscheiden kann.
Warum das auch für Websites wichtig ist?
Klar, Websites sind einsprachig aufgestellt. Und auf Websites werden Texte und Bilder meist locker miteinander verbunden. Doch durch die verschiedenen Textlängen werden die Räume umverteilt. Eine englische Seite wirkt sozusagen schnell optisch kürzer. Hier sollte ganz besonders auf die Schriftwahl und die Spaltenbreite geachtet werden.
Zusammengefasst
Wichtigstes Hilfsmittel, um das Ungleichgewicht von Textlängen unterschiedlicher Sprachen auszugleichen, ist in jedem Fall die Wahl der Schriftschnitte. Gefolgt von der Einstellung der Satzbreite. Und als kleiner Zusatztipp: Worttrennungen in Englisch sind oft unschön. Deshalb habe ich in besagter Zeitschrift im englischen Text die Silbentrennung ausgeschaltet. Der Satz flattert mehr, wird dadurch aber auch länger.
Übrigens:
Sollten andere Sprachen, wie russisch, finnisch, arabisch oder oder hinzukommen, muss unbedingt vorab getestet werden, wie verschieden die Textlängen werden. Und z.B. im Arabischen die Leserichtung beachtet werden.
Im Moment arbeite ich übrigens an der Neugestaltung der Website einer Kundin, die sich allerbestens mit dem Satz von Fremdsprachen auskennt: multilingual publishing. Wer also tiefergehende Hilfestellungen braucht, kann sich von Yvonne Frank bestens beraten lassen.
Kannst du mit diesem Beitrag zum Fremdsprachensatz etwas anfangen? Oder hast du Fragen? Schreibe mir gerne. Auch wenn es Themen gibt, die dich aus dem Fach Grafikdesign beschäftigen. Ich greife sie gerne in einer Podcastepisode mit auf.
Mehr über mich und mein Angebot als Kommunikationsdesignerin findest du auf meiner Website: www.janaschlosser.de. Einfach mal stöbern.
Spoiler
Seit einiger Zeit benutze ich ein kleines, unglaublich hilfreiches Tool zum Richtig-Schreiben meiner Texte. Also, ich meine die Rechtschreibung. Es nennt sich LanguageTool und beim nächsten Mal erkläre ich kurz, was es kann und tut und wie du es in deine Technik integrieren kannst.
Bis dahin. Bleib neugierig,
deine Jana
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