
Was ist schön?
Als Designerin will ich die Welt verbessern – indem ich sie jeden Tag ein bisschen schöner mache. Denn Schönheit ist das Quantum Menschlichkeit, das unser Leben deutlich zum Guten beeinflusst. Schönheit selbst ist bereits Funktion. Sie beeinflusst nicht nur, wie wir uns fühlen, sondern sie verändert auch, wie wir uns verhalten. Sie ist als ästhetische Qualität integraler Aspekt von Brauchbarkeit. Und letztlich wird am liebsten benutzt, was einfach gefällt.
Im Juli 2022 war ich auf der #ThePioneerOne, dem Medienschiff aus Berlin, und sprach mit Alev Dogan über Schönheit.
Zwei wirklich großen Fragen sind für mich: Kann Schönheit Frieden bringen? Und wie können wir Schönheit und ihre Wirkung auf unsere Gesellschaft nutzen? Denn Politik und Gesellschaft unterschätzen das Konzept Schönheit und seine Auswirkungen.
Dass Schönheit uns Menschen immanent ist, zeigen Experimente, die auf beeindruckende Weise die weltweit gleichen Wahrnehmungen bestätigen. Als hätten wir Menschen so etwas wie ein Schönheits-Gen, das dann in unserer Entwicklung individuelle und kulturell geprägt sehr verschiedene Formen annimmt.
Doch es ging im Gespräch nicht nur über das Thema Schönheit und Frieden, sondern auch um ein Experiment: Was passiert mit den Menschen, denen ich meine Frage stelle: Was findest du schön? Eine außerordentlich spannende Beobachtung. Probiere es selbst und finde es heraus! Oder höre dir die Antwort von Alev Dogan im Podcast an.
Der 8. Tag – ein Gesellschafts-Podcast mit Alev Dogan
Apple: https://podcasts.apple.com/us/podcast/der-8-tag/id1502981092
Spotify: https://open.spotify.com/show/3Mi36cXNaB0DNzt8UShDem
Schönheit – Ein Experiment
- Nimm dir einen Notizzettel und Stift und bitte einen dir vertrauten Menschen um einen Moment Zeit.
- Setzt oder stellt euch gegenüber.
- Dein Gegenüber hat einzig die Aufgabe, dich zu beobachten.
- Frage dich jetzt innerlich: Was finde ich schön?
- Nimm die ersten Gedanken und schreibe sie auf einen Zettel.
- Schau auf die Notizen und horche noch einmal still in dich hinein. (Das geht am besten mit geschlossenen Augen.) Fällt dir noch mehr ein?
- Wenn dir nichts mehr einfällt, falte den Zettel zusammen und bewahre deine Antworten auf.
- Frage den Beobachter, was er gesehen hat und lass es dir möglichst genau beschreiben.
- Dein Beobachter kann im Anschluss auch darüber sprechen, was er selbst während des Zuschauens empfunden hat.
- Tauscht die Rollen und führt das Experiment noch einmal durch.
Wie alles begann
Irgendwann in meiner Schulzeit reichte mein Kunsterziehungslehrer eine Zeichnung von mir zu einem Kinder-Mal-und-Zeichen-Wettbewerb zum Thema: Was ist schön? ein. Ich erhielt einen kleinen Preis und eine Broschüre über den Wettbewerb. Auf der Titelseite dieses Heftes war die Venus von Willendorf abgebildet. Eine dicke, aus meiner damals kindischen Sicht nicht gerade schöne Frau. Warum stellt ausgerechnet diese Figur ein Sinnbild für Schönheit dar?

Venus von Willendorf im Naturhistorischen Museum Wien (Foto: Bjørn Christian Tørrissen)
Über die Jahre hat mich das Thema immer mal wieder beschäftigt. Und ich habe auf sehr unterschiedliche Weise nach meiner ganz persönlichen Antwort geforscht. Es gibt sie nicht! Denn Schönheit ist individuell und nicht messbar. Meine Forschungen sind nicht abgeschlossen. Doch hier ein paar mögliche Antworten:
1. Wahrnehmung
Anfangs habe ich mich dieser Frage eher körperlich genähert: alles, was mich beglückt, berührt und zum Innehalten bewegt, ist schön. Und das kann durchaus auch hässlich sein. Meine Wahrnehmungen sind dabei nicht nur visuell, sondern kommen über alle Sinnesorgane: das Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und Fühlen zu mir.
2. Empfindung
Schönheit ist eine emotionale Empfindung: alles, das besonders, beglückend, überwältigend, außerordentlich ist. Ob Gespräch, Stille, Partnerschaft, Landschaft, Tod, Mitgefühl, Versunkenheit, Liebe oder Geborgenheit.
3. Äußere Form
Schönheit ist ästhetisch: in aller äußeren Form. Wir sind umgeben von Stadt und Land, Architektur, Kultur, Technik und Bewegung. Welchen Einfluss hat der Ort, an dem ich geboren bin, die Kultur meiner Familie, der soziale Status und die Menschen, die mich umgeben? Warum kaufen wir Blumen für unser Wohnzimmer und umgeben uns mit Kunst?
4. Schon immer da
Schönheit ist immanent: Sie bestimmt unser Tun. Ich möchte es so ausdrücken: Wir brauchen sie und erkennen sie – die Schönheit – eher unbewusst. Sie begeistert, drängt und bestimmt unseren Alltag, ohne dass wir es bemerken.
5. …
Schönheit erforschen
Wir müssen über Schönheit reden. Denn, ja, Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Jedoch gibt es auch einen gesellschaftlichen Aspekt: den Frieden. So, wie wir über Umweltschutz und über Tierwohl reden müssen und Veränderungen im Bewusstsein brauchen, genauso brauchen wir ein Bewusstsein über die große Wirkung von Schönheit und wie sie uns friedlicher, toleranter und großzügiger macht.
Ein Ministerium für Schönheit aufbauen
Wenn dich das Thema interessiert und du mich unterstützen oder fördern willst, dann lass uns reden. Am einfachsten ist das, indem du über den Link einen Gesprächstermin buchst. Alles Weitere dann mündlich.