Jana Schlosser – Podcast-Interview Der 8. Tag – Schönheit ist Frieden

Was ist schön?

Als Designerin will ich die Welt verbessern – indem ich sie jeden Tag ein bisschen schöner mache. Denn Schönheit ist das Quantum Menschlichkeit, das unser Leben deutlich zum Guten beeinflusst. Schönheit selbst ist bereits Funktion. Sie beeinflusst nicht nur, wie wir uns fühlen, sondern sie verändert auch, wie wir uns verhalten. Sie ist als ästhetische Qualität integraler Aspekt von Brauchbarkeit. Und letztlich wird am liebsten benutzt, was einfach gefällt.

Im Juli 2022 war ich auf der #The­Pio­nee­rO­ne, dem Medi­en­schiff aus Ber­lin, und sprach mit Alev Dogan über Schönheit.

Zwei wirk­lich gro­ßen Fra­gen sind für mich: Kann Schön­heit Frie­den brin­gen? Und wie kön­nen wir Schön­heit und ihre Wir­kung auf unse­re Gesell­schaft nut­zen? Denn Poli­tik und Gesell­schaft unter­schät­zen das Kon­zept Schön­heit und sei­ne Auswirkungen.

Dass Schön­heit uns Men­schen imma­nent ist, zei­gen Expe­ri­men­te, die auf beein­dru­cken­de Wei­se die welt­weit glei­chen Wahr­neh­mun­gen bestä­ti­gen. Als hät­ten wir Men­schen so etwas wie ein Schönheits-​Gen, das dann in unse­rer Ent­wick­lung indi­vi­du­el­le und kul­tu­rell geprägt sehr ver­schie­de­ne For­men annimmt.

Doch es ging im Gespräch nicht nur über das The­ma Schön­heit und Frie­den, son­dern auch um ein Expe­ri­ment: Was pas­siert mit den Men­schen, denen ich mei­ne Fra­ge stel­le: Was fin­dest du schön? Eine außer­or­dent­lich span­nen­de Beob­ach­tung. Pro­bie­re es selbst und fin­de es her­aus! Oder höre dir die Ant­wort von Alev Dogan im Pod­cast an.

Der 8. Tag – ein Gesellschafts-​Podcast mit Alev Dogan
Apple: https://​pod​casts​.apple​.com/​u​s​/​p​o​d​c​a​s​t​/​d​e​r​-​8​-​t​a​g​/​i​d​1​5​0​2​9​81092
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Schönheit – Ein Experiment

  • Nimm dir einen Notiz­zet­tel und Stift und bit­te einen dir ver­trau­ten Men­schen um einen Moment Zeit.
  • Setzt oder stellt euch gegenüber.
  • Dein Gegen­über hat ein­zig die Auf­ga­be, dich zu beobachten.
  • Fra­ge dich jetzt inner­lich: Was fin­de ich schön?
  • Nimm die ers­ten Gedan­ken und schrei­be sie auf einen Zettel.
  • Schau auf die Noti­zen und hor­che noch ein­mal still in dich hin­ein. (Das geht am bes­ten mit geschlos­se­nen Augen.) Fällt dir noch mehr ein?
  • Wenn dir nichts mehr ein­fällt, fal­te den Zet­tel zusam­men und bewah­re dei­ne Ant­wor­ten auf.
  • Fra­ge den Beob­ach­ter, was er gese­hen hat und lass es dir mög­lichst genau beschreiben.
  • Dein Beob­ach­ter kann im Anschluss auch dar­über spre­chen, was er selbst wäh­rend des Zuschau­ens emp­fun­den hat.
  • Tauscht die Rol­len und führt das Expe­ri­ment noch ein­mal durch.

Wie alles begann

Irgend­wann in mei­ner Schul­zeit reich­te mein Kunst­er­zie­hungs­leh­rer eine Zeich­nung von mir zu einem Kinder-​Mal-​und-​Zeichen-​Wettbewerb zum The­ma: Was ist schön? ein. Ich erhielt einen klei­nen Preis und eine Bro­schü­re über den Wett­be­werb. Auf der Titel­sei­te die­ses Hef­tes war die Venus von Wil­len­dorf abge­bil­det. Eine dicke, aus mei­ner damals kin­di­schen Sicht nicht gera­de schö­ne Frau. War­um stellt aus­ge­rech­net die­se Figur ein Sinn­bild für Schön­heit dar?

Venus von Willendorf

Venus von Wil­len­dorf im Natur­his­to­ri­schen Muse­um Wien (Foto: Bjørn Chris­ti­an Tørrissen)

Über die Jah­re hat mich das The­ma immer mal wie­der beschäf­tigt. Und ich habe auf sehr unter­schied­li­che Wei­se nach mei­ner ganz per­sön­li­chen Ant­wort geforscht. Es gibt sie nicht! Denn Schön­heit ist indi­vi­du­ell und nicht mess­bar. Mei­ne For­schun­gen sind nicht abge­schlos­sen. Doch hier ein paar mög­li­che Antworten:

1. Wahrnehmung

Anfangs habe ich mich die­ser Fra­ge eher kör­per­lich genä­hert: alles, was mich beglückt, berührt und zum Inne­hal­ten bewegt, ist schön. Und das kann durch­aus auch häss­lich sein. Mei­ne Wahr­neh­mun­gen sind dabei nicht nur visu­ell, son­dern kom­men über alle Sin­nes­or­ga­ne: das Hören, Rie­chen, Schme­cken, Tas­ten und Füh­len zu mir.

2. Empfindung

Schön­heit ist eine emo­tio­na­le Emp­fin­dung: alles, das beson­ders, beglü­ckend, über­wäl­ti­gend, außer­or­dent­lich ist. Ob Gespräch, Stil­le, Part­ner­schaft, Land­schaft, Tod, Mit­ge­fühl, Ver­sun­ken­heit, Lie­be oder Geborgenheit.

3. Äußere Form

Schön­heit ist ästhe­tisch: in aller äuße­ren Form. Wir sind umge­ben von Stadt und Land, Archi­tek­tur, Kul­tur, Tech­nik und Bewe­gung. Wel­chen Ein­fluss hat der Ort, an dem ich gebo­ren bin, die Kul­tur mei­ner Fami­lie, der sozia­le Sta­tus und die Men­schen, die mich umge­ben? War­um kau­fen wir Blu­men für unser Wohn­zim­mer und umge­ben uns mit Kunst?

4. Schon immer da

Schön­heit ist uns imma­nent: Sie bestimmt unser Tun. Ich möch­te es so aus­drü­cken: Wir brau­chen sie und erken­nen sie – die Schön­heit – eher unbe­wusst. Sie begeis­tert, drängt und bestimmt unse­ren All­tag, ohne dass wir es bemerken.

5. …

Schönheit erforschen

Immer stärker suche ich nach Antworten. Und je mehr ich frage, desto mehr Antworten erhalte ich. Aus diesem Grund habe ich zu Beginn 2023 beschlossen, die Frage „Was ist schön?“ zu meinem ganz persönlichen Forschungsprojekt zu machen. Ein Podcast ist im Entstehen. Sobald es dazu mehr Informationen gibt, werde ich darüber schreiben und meine Erkenntnisse teilen. Auch ist eine Plattform zum Austausch, zur Diskussion und zur Förderung von Projekten in Arbeit.

Die Akademie für Schönheit fördern

Ich ste­he am Beginn mei­ner For­schungs­rei­se. Wenn dich das The­ma inter­es­siert und du mich unter­stüt­zen oder för­dern willst, dann lass uns reden. Am ein­fachs­ten ist das, indem du über den Link einen Gesprächs­ter­min buchst. Alles Wei­te­re dann mündlich.

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